Dienstag, 10. August 2010

Budapest - Gay Clubs, Salami und Erbsenschleim

Man quaelt sich zu unchristlicher Zeit auf um die Reise in den Osten anzutreten. Sogleich wird man im Zug von Franzosen pauschal mit allen Oesterreichern als Nazirassisten bezeichnet (obgleich die eigentlich gemeinten Deutsch-Ungarn sind). Unser angesteuertes Hostel bietet uns leider nur noch Matratzen am Boden zu ueberteuerten Preisen an. Daher ueberqueren wir den Hof und landen im nicht so huebschen, nicht so frisch riechenden, aber dafuer nach Verhandlung billigeren Oleander Hostel. Die City Tour, inklusive Terror House (ehemaliges Nazi und Kommunisten Headquarter welches in sehr aufwendiger und theatralischer Manier mit viel Information und noch spuerbar tiefsitzendem Ekel gepaart mit anfangender Vergangenheitsbewaeltigung aufbereitet ist (inklusive Zellen und Folterkammer im Keller)), Cafe Lukacs (feinstes fin-de-siecle Kaffeehaus welches auch beliebter Treffpunkt der ungarischen Geheimpolizei war) und dem Botschaftsviertel wird gestartet um bloss keine Zeit zu verlieren. Dann gilt es unseren Magen mit typisch ungarischem und gleichzeitig billigen Essen zu fuellen. Wir landen bei Frici Papa, ein von LP empfohlenes (ein boeser Scherz??) Beisl-Pendant mit obskurer deutscher Uebersetzung der Speisekarte: "Muskelmagengulasch" verpassen wir leider da weder Donnerstag noch Freitag ist, was "gebratene Kamm" ist bleibt ein Raetsel, auch das Beatles feindliche "gebackene Pilzkopf" lassen wir aus. Die Entscheidung faellt auf das laut Kellner gulaschaehnliche "Turkey Gericht" welches sich als laetscherte Pommes (O-Ton Philipp eine "Oel Watsche") mit undefinierbaren Fleischstuecken und komischer Sauce entpuppt; von LP gelobten Kalbseintopf, in Wirklichkeit Erbsenschleim mit kleinen Mehlklumpen und Karotten; die "Quarknudeln mit Griebeln", laut Kellner etwas Suesses, stellen sich als Nudeln mit Huettenkaese und Grammeln heraus; einzig die "Nudeln mit Nuss", wir erwarten natuerlich nicht wirklich Bandnudeln mit Nuss und Zucker, sind speisekartengetreu genau das! Als wir am Heimweg vor dem Regen in eine Bar fluechten werden wir freundlich darauf aufmerksam gemacht dass wir "maybe in the wrong bar" seien, was wir aus der Tatsache haetten schliessen koennen dass nur Maenner in der Bar sassen und laut Plakat die Nacht nur "for gays and their friends" war. Wir landen stattdessen in einer gemuetlichen Beatles freundlichen Studentenbar.

Die Nacht ist fuer manche erholsamer als fuer andere (ein Hoch auf Ohropax) da Mitschlaefer das Stockbett in ein wankendes Schiff verwandelt und Besitzer das Zimmer den naechsten Gaesten zeigt waehrend wir noch schlafen. Unser Schnuckelschnaeuzchen besteht natuerlich auf einen Besuch in seinem persoenlichen Mekka, dem Pick-Salami Shop, der zum Glueck gegenueber dem Parlament ist und den Weg dorthin rechtfertigt. Er kauft dort nicht eine, nicht zwei, sondern DREI Stangen der koestlichen Schweinehartwurst und blickt (selbstverstaendlich nur fuer das Photo) gierig auf seinen Einkauf. Das Parlament wird umrundet und nach kleinem einenhalbstuendigen Spaziergang entlang der Donau die Oeffis-Odyssee zum Memorial Park gestartet. Dabei handelt es sich um ein in einem Aussenbezirk liegendes Areal, in welches obsolet gewordene kommunistische Statuen ein neues zuhause fanden, und welches sich ob seiner Absurditaet zu einem Touristenmagnet entwickelt hat. Zurueck in Buda besichtigen wir Castle Hill, den ersten Bezirk Budapests. Unter anderem bestaunen wir die Statue eines Feldherrn welcher fuer die glaenzenden, gueldenen Hoden seines Rosses in Erinnerung bleibt. Eine Folge der Eigenschaft als Gluecksbringer fuer die oertlichen Studenten, welche die Hoden vor Pruefungen wohl reiben. Auf dem Weg zu Speis und Trank (welche oft einen zentralen Angelpunkt unserer Tagesplanung einnehmen) entdecken wir das Frauen Mekka, wir beschliessen uns damit einen gueldnen Daumen in Wien zu verdienen: Sugar!. Ein auf Suesszeug, Milchreis und Labello jeglicher Art und Farbe spezialisiertes Geschaeft welches unser Herz hoeher schlagen laesst. Nach dem gestrigen Dinner Fiasko, sind unsere Erwartungen erwartungsgemaess niedrig als wir im, auch von LP empfohlenen (ja sind wir denn Masochisten??), Restaurant Platz nehmen. Diesmal werden wir jedoch positiv ueberrascht, und koennen nun getrost aus Ungarn ausreisen da wunderbarstes Gulasch und Paprika Hendl (P's Hirschfilet genauso gut jedoch weniger ungarisch) unseren zarten Wiener Gaumen verwoehnen.

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